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X/Die Palästinenser sind Schuld—Leserbrief an »Der Stürmer«

https://x.com/1g0rB0hm/status/1843901462121734629

Die Antwort des Herrn @lukas_abulesz hätte mutatis mutandis als Leserbrief an den “Stürmer” 1 geschrieben werden können.

Insbesondere lässt folgendes Argument ganz düstere Erinnerungen hervorkommen:

“Das Leid in Gaza, im Westjordanland und im Libanon, daran sind die Leute selbst schuld, weil sie nichts gegen ihre Terrorregime unternehmen.”

Die Logik, dass eine Volksgruppe an ihrem Schicksal “selber Schuld” ist, war nämlich das zentrale Thema beim „Der Stürmer“. “Die Losung „Die Juden sind schuld“ gehörte zum festen Layout des Titelblatts und erinnerte jeden Leser daran, welchem Themenbereich man die höchste Priorität einräumte.

Folgende Frage wurde damals in einer Umfrage, “die 1949 vom Institut für Demoskopie durchgeführt wurde”, gestellt:

„Was würden Sie als Ursache des Antisemitismus bezeichnen: Die Eigenheiten jüdischer Volksgruppen, die jüdische Religion, die antijüdische Propaganda – oder was sonst?“

“53% aller Befragten bejahten zum Zeitpunkt der Befragung eine Mitschuld der „jüdischen Volksgruppe“, was bezogen auf die Befragten mit geäußerter Meinung […] einem Anteil von 79 % entspricht.” 2

Wahrscheinlich wird Herr Abulesz, sofern er dieses Posting liest, im ersten Moment empört und vielleicht sogar wütend auf mich sein. Trotzdem hoffe ich, dass nachdem sich die Emotionen gelegt haben, eine Reflexion über diesen Sachverhalt und dessen wohin so eine Logik und Argumentation führen kann, stattfindet. All jenen, die solche Vergleiche als geschmacklos bzw. unpassend empfinden, empfehle ich, die NS-Vergleiche des Herrn @FranzSchellhorn zu lesen und bei ihm die erste Welle der Empörung in Form eines kritischen Kommentars abzubauen.



  1. Gelsenzentrum: Portal für Stadt- und Zeitgeschichte, retrieved Oct.9, 2024. ↩︎

  2. Karl-Heinz Reuband, Die Leserschaft des Stürmer im Dritten Reich: soziale Zusammensetzung und antisemitische Orientierungen, Historical Social Research, 33(4), 214-254, https://doi.org/10.12759/hsr.33.2008.4.214-254, 2008. ↩︎

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