Event/Rally for Peace in Palestine - June 01. 2024 at Vienna
Speech
German - Schallenbergs Blutrausch
„Das Massaker an unschuldigen Menschen [in Rafah] ist eine ernste Angelegenheit. Es ist keine Sache, die man so leicht vergisst und es ist unsere Pflicht, ihr Andenken zu bewahren.“ — Mahatma Gandhi
“Keine Erklärung, keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung könnte jemals den Horror [in Rafah] vertuschen. Es wäre am besten, wenn Israels Propagandamaschine es nicht einmal versuchen würde. Keine Geschichten mehr darüber, dass „die Hamas für alles verantwortlich ist“, und keine Ausreden, die darauf hindeuten, dass sich die Hamas unter der Zivilbevölkerung versteckt. Für Horror dieses Ausmaßes gibt es keine andere Erklärung als die Existenz einer Armee und einer Regierung, denen jegliche Grenzen durch Gesetz oder Moral fehlen.” 1
Jeder, der sich nur einen Bruchteil seiner Zeit mit der Thematik auseinandersetzt, kann nur zu einem Schluss kommen, wenn berücksichtigt wird, dass „mehr als 36.000 Menschen getötet […] und mehr als 81.000 verletzt wurden, obwohl die tatsächliche Zahl der Todesopfer wahrscheinlich viel höher ist da [noch immer] Tausende von Menschen unter den Trümmern zerstörter Gebäude vermisst werden.“ 2 Was Israel seit dem 7. Oktober in Gaza angerichtet hat, ist in jeglicher Hinsicht absolut beispiellos und offensichtlich erkennbar, wenn man „die Intensität der Bombenangriffe, die Dichte der Bombenangriffe, dem Ausmaß der Zerstörung ziviler Infrastruktur, der absoluten Zahl getöteter Kinder, der relativen Zahl getöteter Kinder, der Zahl getöteter medizinischer Mitarbeiter, der Zahl getöteter Journalisten [und] der Zahl getöteter UN-Mitarbeiter“ in Betracht zieht.3 Das ist auch der Grund, warum Israel vor den Internationalen Gerichtshof (IGH) gebracht wurde.
Bedauerlicherweise ist „das vorherrschende Verhalten [in Österreichs politischer Landschaft] eines der Empörung, [aber nicht über die israelischen Verbrechen,] sondern über die Verbrechen [der Hamas], mit einem [heuchlerischen und] selbstgefälligem Appell an [unsere] hohen Prinzipien [und Werte].“ 4 Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg erklärte düster, dass die Ermordung von 1.105 Israelis 5 am 7. Oktober „wirklich ein Zivilisationsbruch“ gewesen sei, der „in seiner Grausamkeit […] alles in den Schatten stellte“, und beklagte die Tatsache, dass die angeblich authentischen Videos und Fotos der Grausamkeit der Hamas, die ihm zugesandt wurden, ihn für den Rest seines Lebens verfolgen werden. 6 Anschließend bedankte er sich für Österreichs klare Haltung zur bösen Geißel des Terrorismus und verwies darauf, dass Mord eben Mord ist und nicht kontextualisiert werden darf, denn das wäre eine Relativierung. 6
Angesichts der „entsetzlichen Bilder des Massakers in Rafah, die bei führenden [ausländischen] Politikern und globalen Organisationen auf breiter Front Verachtung hervorriefen“ 2, besitzt Schallenberg die bemerkenswerte Fähigkeit, die israelischen Verbrechen, für die wir Mitschuld tragen, einfach „nicht zu erkennen“. Vielleicht ist Schallenbergs Schweigsamkeit in Bezug auf Rafah schlicht und einfach nur dem Umstand geschuldet, dass ihm niemand Video- und Fotomaterial des Blutbads geschickt hat, welches nur so nebenbei als „eines der schlimmsten Massaker, die wir in den letzten siebeneinhalb Monaten gesehen haben“ beschrieben wurde. Auf den Videoaufnahmen des Gemetzels sind Palästinenser zu sehen sind, die verzweifelt versuchen, verkohlte Leichen aus dem immer noch wütenden Feuer zu bergen. Ein Video zeigt einen Mann, der den schlaffen Körper eines kopflosen Babys hochhält! 2 Wo bleibt Schallenbergs Empörung über „die Grausamkeit, diesen Blutrausch, [und] die Entmenschlichung,“ die er an Hamas so verwerflich fand!? Liest er denn nicht einmal die Nachrichten, in denen Überlebende berichteten, dass „der Sand sich von der [großen] Zahl der Verletzten rot färbte“ und „[Rafah] als einen Schauplatz des reinen Grauens“ beschrieben? 7 Es muss doch irgendjemanden aus Österreichs politischem Spektrum geben, der Schallenbergs groteske Heuchelei und politisches Fehlverhalten zumindest kritisiert. Leider scheint es bei allen politischen Parteien eine Verpflichtung zum Schweigen zu geben, was diese Angelegenheiten betrifft; das ist zwar verwerflich, aber durchaus nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer deutlich hervorgehoben hat, dass wir (hiermit meint er die politischen Parteien) „quer über Parteigrenzen und politische Ansichten hinweg, geeint sind in unserer Solidarität mit dem israelischen Volk und dem Staat Israel.“ 8
Was ich am erschreckendsten finde, sind nicht die rechtsextremen Mitglieder der israelischen Knesset mit ihren absurden Behauptungen, dass „ein Atomangriff auf den Gazastreifen eine Option ist“ 9, sondern die abgehobenen Ausführungen unserer Politiker und Journalisten, die ständig das lächerliche Argument rationalisieren, dass Israel das Recht hat, sich so zu verteidigen, oder unter Ausschluss der Palästinenser darüber sinnieren welche Regierungsform für uns in Gaza akzeptabel wäre. Was ich erschreckend finde, ist die Distanz und Gelassenheit all unserer politischen Parteien, mit der sie die unerträgliche Tragödie betrachten und diskutieren, die Israel Gaza zufügt. Wir alle wissen doch, dass wir vor moralischer Empörung über diese abscheulichen Verbrechen explodieren würden, wenn Russland oder China für das verantwortlich wären, was Israel in Gaza getan hat. Wie schon der berühmte englische Dichter John Milton in seinem Meisterwerk “Das verlorene Paradies” schrieb, ist es in der Tat die Heuchelei „die das einzige Übel ist, das für alle, außer dem Allmächtigen, unerkannt bleibt.“
English - Austrian Obligation of Silence on Rafah
„The massacre of innocent people [in Rafah] is a serious matter. It is not a thing to be easily forgotten. It is our duty to cherish their memory.“ — Mahatma Gandhi
“No explanation, no justification or excuse could ever cover up [the] horror [in Rafah]. It would be best if Israel’s [hasbara] machine didn’t even try to. No stories of “Hamas is responsible for it all,” and no excuses pointing to Hamas hiding among civilians. Horror of this scope has no explanation other than the existence of an army and government lacking any boundaries set by law or morality.” 1
Anyone who puts a fraction of his mind to the task can construct a case that is overwhelming: “more than 36,000 people have been killed […], and more than 81,000 injured, though the actual number of fatalities is likely much higher, with thousands of people missing under the rubble of destroyed buildings.” 2 Surely it is now obvious that what Israel has done in Gaza since October 7, by “virtually every dimension, the intensity of bombing, the density of bombing, the magnitude of destruction of civilian dwellings and infrastructure, the absolute number of children killed, the relative number of children killed, the number of medical personnel killed, the number of journalists killed, the number of UN workers killed,” 3 is unprecedented and the reason why Israel was brought before the International Court of Justice (ICJ). Lamentably, “the prevailing pattern [in Austria’s political landscape] is one of indignant outrage [not over Israeli crimes], but over [Hamas] crimes, with much self-congratulatory appeal to high principle.” 4 Austrias foreign minister Alexander Schallenberg ominously expounded that the killing of 1,105 Israelis 5 on October 7 “was a breach of civilisation” that “overshadowed everything else in its cruelty”, lamenting the fact that “the [supposedly] authentic videos and photos [of Hamas cruelty] sent to him will follow him for the rest of his life.” 6 He then went on to express his gratitude towards Austria’s “clear position” on the evil scourge of terrorism by declaring that “murder is murder […] [and] must not be contextualised, because that’s relativizing it.” 6
Given the “horrific images from the Rafah massacre [that] prompted widespread scorn from world leaders and global organizations” 2, Schallenberg has a remarkable ability ‘not to see’ the case of Israeli crimes for which we bear complicity. Did no one send Schallenberg video and photographs that emerged from the Rafah massacre, described as “some of the worst we have seen in the past seven and [a] half months” depicting Palestinians desperately attempting to recover charred bodies from the still raging fire and a man holding up the limp body of a headless baby? 2 Does Schallenberg not read the news where survivors reported that “the sand turned red from the number of people wounded”, describing “[Rafah as] a scene of pure horror”? 7 Surely someone in Austria’s political spectrum must call out Schallenbergs grotesque hypocrisy and political malpractice. Sadly, there seems to be an obligation of silence on these matters; that is depraved but not without logic. After all, Austrian chancellor Karl Nehammer pronounced that “across all political parties from right to left, we are united in solidarity with the Israeli people and the state of Israel”. 8
What I find most terrifying is not far-right members of the Israeli Knesset, with their cheerful suggestion that “a nuclear attack on the Gaza Strip is an option”, 9 but rather the calm disquisitions of the political scientists constantly rationalising the ludicrous argument that Israel has a right to defend itself, or just what form of government will be acceptable to us in Gaza. What I find terrifying is the detachment and equanimity of all our political parties with which they view and discuss the unbearable tragedy that Israel inflicts on Gaza. We all know that if Russia or China were guilty of what Israel has done in Gaza, we would be exploding with moral indignation at these monstrous crimes. It is indeed Hypocrisy, as John Milton wrote, [that] is “the only evil that walks Invisible except to God alone."
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Gideon Levy, 11,500 Children Have Been Killed in Gaza. Horror of This Scale Has No Explanation, Haaretz, Feb.4, 2024. ↩︎
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Maureen Clare Murphy, Israeli strike on Rafah kills dozens of displaced Palestinians, The Electronic Intifada, May.27, 2024. ↩︎
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Israel-Hamas War: Norman Finkelstein vs Rabbi Shmuley, Feb.20, 2024. ↩︎
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Noam Chomsky, Necessary Illusions - Thought Control in Democratic Societies, House of Anansi Press, 2003. ↩︎
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Linda Dayan and Maya Lecker, How Haaretz Is Counting Israel’s Dead From the October 7 Hamas Attack, Haaretz, Nov.23, 2023. ↩︎
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Rede von Außenminister Alexander Schallenberg bei der 241. Sitzung des Nationalrats zum Terrorangriff der Hamas auf Israel, Nov.24, 2023. ↩︎
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Abubaker Abed, A scene of pure horror, The Electronic Intifada, May.27, 2024. ↩︎
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Bundeskanzler Nehammer: Stehen immer an der Seite Israels, Oct.9, 2023. ↩︎
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It’s Clear to Everyone Gazans Must Be Destroyed, Israeli Lawmaker Says, Haaretz, Jan.3, 2024. ↩︎